Da ich seit der stationären Therapie wieder begonnen habe ein gutes altes manuelles Tagebuch zu schreiben ... ja so eins mit richtigen Seiten aus Papier...wie im tiefsten Mittelalter... habe ich mich hier schon lange nicht mehr blicken lassen.

Es war einfach einfacher die Zeit die man in der Mittagspause allein verbringt zu nutzen um seine Gedanken schriftlich zu ordnen.

Zumindest bedeutend entspannter als Zuhause auf einen Moment zu warten in dem man allein und unbeobachtet den Laptop auf den Schoss stellen kann und niemand versucht neugierig auf den Bildschirm zu lugen...

Aber irgendwie habe ich das schreiben hier dennoch vermisst... es ist einfach etwas anderes. Nicht weil das was hier schreibe Gefahr läuft auch gelesen zu werden.. nein es ist eher noch irgend etwas anderes.

In den vergangenen Monaten ist viel passiert und es wäre gelogen wenn ich behaupten würde, dass die Therapie keine Spuren bei mir hinterlassen hätte.

Sehr berührt und mitgenommen hat mich auch Tod meiner Freundin und Zieh-Mama.

So schwer es auch war, aber ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in den drei letzten Tagen permanent bei ihr sein durfte und konnte... und gemeinsam mit ihrem Mann ihre Hand hielt, als sie das letzt mal ausatmete. ... Scheiße, ich könnte schon wieder heulen.

... Es ist wirklich viel passiert...

Ich bin mit "P" und meiner Tochter in ein hübsches 130 Quadratmeter Haus gezogen...mein neuer Job ist so gut wie gesichert... und "P" ist die Sorte Mann die sich eigentlich jede Frau wünscht. Er schenkt mir Blumen, kann mir keinen Wunsch wirklich abschlagen und ist immer sehr darauf bedacht, dass es mir gut geht.

Das ist der Moment an dem die Lichtgestalten dieser schönen Welt im Chor rufen: "Das ist ja prima" und "Was willst man mehr" ... ich nicht.... denn das ist nur die augenscheinliche Wahrheit. Es ist so wie es den meisten Menschen ausreicht...nach Außen scheint alles toll.

Ja, jetzt können die Hobby-Therapeuten natürlich darüber mutmaßen ob die kleine Hope nur wieder einen Film des Selbstboykott abspielt weil sie nicht glücklich sein will oder kann... Disconnect and self destruct one bullet at a time...

Aber ich glaube es ist eher das Gegenteil von dem... ich will alles und nicht nur in einer Situation bleiben weil sie günstiger weise einige Kriterien erfüllt.

Gut wahrscheinlich sollte ich für das Verständnis etwas weiter ausholen.

Schon früher war P ziemlich in mich verschossen. Damals spielte ich etwas damit hatte aber eigentlich kein ernsthaftes Interesse, da ich ihn eher wie einen großen Bruder sah. Er wusste sehr viel über mich und auch über meine Männergeschichten. Er war über Jahre hinter mir her.
Als ich mich von einem langjährigen Partner trennte und zu D nach Dortmund zog brach ich alle Kontakte, einschließlich dem zu P, ab. Die nächsten sechs bis sieben Jahre blieb ich von heute auf morgen für ihn verschollen.

Mitte vergangenen Jahres nahm ich den Kontakt zu ihm wieder auf. Er war sofort da und verließ bei der Gelegenheit auch direkt seine Freundin.

Ich hatte schon immer "etwas" für ihn empfunden ... und es war nach wie vor so. Durch die vielen Jahre die wir uns nun nicht gesehen hatten war er , so dachte ich, nicht mehr wie ein brüderliches "Neutrum".

Ich ließ mich auf ihn ein und dachte es könnte sich mehr daraus entwickeln.

P dagegen schwebte von Anfang an auf Wolke sieben. Für ihn hatten sich spontan alle Träume von damals erfüllt. Er hat oft genug von heiraten und Kinder kriegen gesprochen und davon, dass wir ja jetzt für immer zusammen bleiben und eh alles gemeinsam schaffen.

Im Zuge der Therapie habe ich ihm immer wieder gesagt, dass ich ihm keine Garantie dafür geben könne...habe ihm gesagt, dass ich nicht weiß ob ich überhaupt beziehungsfähig bin.

Irgendwann kamen wir irgendwie auf den Trichter zusammen zu ziehen... seit Ps Anwesenheit wurde es in dem Haus in dem ich in Schwerte wohnte nicht einfacher mit der Familie von M und P hatte zusätzlich immer weite Strecken zu pendeln.

Ich hatte obendrein den wirklich festen Vorsatz es ernsthaft zu versuchen. Mit wem, wenn nicht mit jemandem der einen wirklich liebt... Ja, auch ich würde gern irgendwann einmal "ankommen".

Heute glaube ich, dass es ein Fehler war. Es macht alles nur komplizierter...

Inzwischen habe ich mir eingestehen müssen, dass das was ich für P empfinde keine erotische Liebe zu einem Mann ist sondern noch immer die liebe zu einem lieben und wichtigen Menschen.

Ich treibe wie ein führerloses Schiff auf dem Meer. Eine Zeit arrangiere ich mich gut mit der Situation. Ich schwimme auf der Welle und eigentlich ist es ja okay.
Dann geht es mir wieder schlecht...ich drohe zu ertrinken...ich bin extrem gereizt und habe eigentlich nur das Gefühl, dass ich ausbrechen will und muss.

Um dem Ganzen noch ein Tüpfelchen aufzusetzen: Teilweise durch die Therapie...teils durch eigene Arbeit geht es mir in manchen Bereichen tatsächlich besser. Ich komme besser mit mir selbst... mit meinem Körper und meinem Selbstwert klar. Das tut mir wirklich gut. Manchmal bin ich tatsächlich in einer Art friedlichem Zustand mit mir selbst. Das weckt die Lust auf Leben.. auf Ausleben... auf Genuss ... ohne Kompromisse, denn die hat man Jahrelang gemacht.

Ich will authentisch und ohne "Bla Bla" leben.

Ich empfinde mich erstmals als ...nicht abstoßende...Frau... als jemanden der genau wie alle anderen auch etwas gutes verdient hat. Ich habe knappe neun Kilo abgenommen. Ich bin noch immer ein Moppel, aber inzwischen schaffe ich es doch oft mich trotz dem in meinem Körper wohl zu fühlen. Kann sich das irgend einer vorstellen wie das ist, wenn du das, das erste mal kannst?!?

Ich möchte nun über weitere Grenzen gehen... aber das kann ich so im Moment nicht.

Es ist eine eingefahrene Situation in die ich mich da wieder gebracht habe...wie immer, grinsend in den Atompilz gelaufen.

Ich kann weder so weiter machen...noch kann ich spontan von heute auf morgen die Segel streichen. Ich muss auch auf P und an vorderster Stelle auch noch an meine Tochter denken. Sie hat schon so viele Trennungen miterleben müssen...

In meinem Kopf tingel ich immer zwischen dem ein oder anderen Plan hin und her...

dazu aber vielleicht beim nächsten mal mehr...
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der imperialist, 11. Jul 17
Hope!

Bist noch angepisst auf mich oder geht`s wieder? Ich bin halt fürs Facebooken nicht geeignet. Ich sah dass ja nur als Plattform fürs Schreiben.

hopeandhopeless, 11. Jul 17
Alles gut mein Lieber. .. Ich bin nicht angepisst und war es auch..
. nicht wirklich. Ich war nur etwas...Hm. ..sagen wir verdutzt. 😉 Aber das hat sich ja geklärt.